Deutschland - USA |
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Das Viertelfinale fand am Freitag, dem 21.Juni 2002 um 20.30 Uhr im Munsu Football Stadium in Ulsan, Südkorea statt. Die Anfahrt zu diesem Spiel war eine der längsten und wurde mit den unterschiedlichsten Transportmittel durchgeführt. Am Donnerstag
morgen ging es mit Tokiko, die sich recht kurzfristig Urlaub genommen hatte, um 7:15 Uhr von Tottori City mit dem Bus nach Okayama. Nach dreistündiger Fahrt kamen wir in Okayama City an und stiegen um auf den Shinkansen,
welcher uns innerhalb von 2,5 Stunden bis kurz vor Shimonoseki brachte, wo wir erneut in einen Bummelzug umstiegen der weitere 40 Minuten bis Shimonseki brauchteWir kamen also am Nachmittag dort an, hatten ein wenig Zeit um in
der Stadt zu bummeln, bevor es um 17 Uhr runter an den Hafen ging um dort auf unsere Fähre nach Pusan einzuchecken. Das ganze dauerte eine geraume Zeit und kurz nach 19 Uhr legten wir dann ab in Richtung Korea. Die Fähre brauchte gut 10 Stunden und so konnten wir in einem Großraumschlafsaal die
Nacht verbringen. Morgens um 7 Uhr waren wir in Pusan und mussten noch eine Stunde ankern, bevor wir gegen 9 Uhr von der Fähre durften. Dann ging es mit der U-bahn weiter bis ans Ende der Stadt, wo wir am Bus Terminal den
Fernbus bis Ulsan nahmen, welcher knapp eine Stunde brauchte. So kamen wir mittags an und checkten in ein Motel ein, bevor es raus zum Stadion ging und wir für Tokiko noch eine Karte zum Originalpreis bekamen ($125).
Das Stadion wurde ebenfalls extra für die WM gebaut. Die Fertigstellung war im Mai 2001 und am 28.April 2001 gab es eine offizielle Einweihungsfeier mit einem
Freundschaftspiel eines Heimteams (Hyundai Tigers) und einem Team aus Brasilien (Botafogo). Das Fassungsvermögen des Stadions beträgt 43.550 und es liegt
herrlich eingebettet in eine hügelige Landschaft mit einem künstlich angelegten See direkt neben dem Stadion. Die Anbindung ist auch recht gut, direkt an einer Hauptverkehrsstraße die stadtauswärts führt. Bis ins Zentrum sind es je
nach Verkehr ca. 20-30 Minuten, also noch akzeptabel.Wir waren wieder gut 5 Stunden vor dem Spiel am Stadion. Vom BusTerminal in der Stadt ging direkt ein Shuttle Bus kostenlos bis ans Stadion. Auf dem Rückweg sah es dann
schon anders aus. Ewig lange Schlagen an den Bussen, obwohl wir erst gut 2 Stunden nach Spielende zu den Haltestellen kamen. Auch die Taxistände waren völlig überfüllt und so blieb uns nichts anderes übrig als der Versuch ein Taxi von der Hauptstrasse heranzuwinken, was aber auch erfolglos blieb. So streckte ich einfach
meinen Daumen raus und hielt meinen World Cup in der anderen Hand und nach 3 Minuten hielt der erste Koreaner an und fuhr uns mitten in die Innenstadt zu unserem Hotel! War echt super nett von ihm!!! |
Das Spiel |
Auch in Ulsan saßen wir wieder nicht auf unseren Plätzen. Wie immer zog es die deutschen Fans hinter das Tor um Olli und die Jungs anzufeuern. Das Stadion war sehr farbenfroh mit den ganzen unterschiedlich farbigen Sitzreihen. Auch dieses Stadion wurde extra zur WM gebaut. |
Auch in Ulsan breitete ich mich mit meiner Fahne aus und köpfte erst einmal ein Bierchen. Bei fast allen Spielen war ich so ca. 4-5 Stunden vor dem Anpfiff da und trank mich für das Spiel schon einmal warm. |
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Auf dem Weg von Pusan nach Ulsan trafen wir ein paar japanische Fans der deutschen Mannschaft. Die kamen am Stadion dann auch bei mir und Tokiko vorbei und wir schoßen ein kleines Erinnerungsfoto. Die zwei Mädels waren Schwestern und hatten noch einen Freund mitgebracht. Sie kamen alle drei aus Tokyo. |
Auch die Amis hatten gute Kostüme dabei. Der Typ links neben mir sprang allerdings in einer Art Pyjamaanzug umher!? |
Auch bei der Kriegsbemalung konnte man sich bei den Amis nicht beschweren. Hab mich mit einigen gut unterhalten. Es hat mich gewundert, das doch recht viele Amis bis nach Ulsan gekommen waren, hätte ich eigentlich nicht so erwartet. |
Auch die Mexikaner waren vor Ort. Die meisten hatten sich aus Hoffnung auf einen Sieg über die USA im Achtelfinale bereits Tickets besorgt. Mir wurde dann ständig gesagt, das die Deutschen unbedingt gegen die Amis gewinnen müssen, um ihnen ein wenig Linderung zu verschaffen für die herbe Niederlage. Kein Problem, mit 1-0 waren wir ja wieder voll im Soll!! |
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Dann ging es auch schon ins Stadion und während sich unsere Jungs auf dem Rasen aufwärmten, klickten die Kameras der Fotographen schon auf Hochtouren!! Ich wurde ständig aufgefordert, meinen Rudi und den Pokal in die Höhe zu recken und ein wenig Stimmung zu machen. Hatte ich nix dagegen, war ja nach 5 Stunden warmtrinken schon recht locker drauf!! Hehehe.... |
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Wie immer machte sich Kahn eine Stunde vor dem Spiel mit Sepp Maier warm, dann kamen die Spieler nach und zum Schluß durfte dann jeder ein paar Schüße auf Ollis Kasten ballern, bevor es wieder in die Kabine ging. Selbst beim Aufwärmen hat Olli kaum einen reingelassen!! |
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Dann ging es auch schon mit den Hymnen los, hab dieses mal bei beiden mitgesungen, da ich die amerikanische auch sehr mag und sie auch auswendig kann. Während dem Spiel gegen die Amis schreien macht dann aber noch mehr Spaß! ;-) |
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Direkt vor mir hatte ein Koreaner seinen kleinen Knirps mitgebracht! Der hatte nicht soviel Interesse für das Spiel und es wunderte mich, das er wegen dem ganzen Krach und Lärm bei uns im Fanblock nicht zu plärren anfing!! Die Koreaner sind, wie man sieht, echt fußballverrückt!! |
Das Spiel war für die Deutschen eine reine Glücksache. Die Amis machten mächtig Druck und hätten zugegebener Maßen ein Tor verdient gehabt!! Einer ging auch an den Pfosten!! Wir mussten auf der Tribüne mächtig zittern, und manche nervte es ziemlich, das sich unsere Jungs wieder einmal den Schneid hatten abkaufen lassen!! |
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Auch die zweite Halbzeit war nicht besser. Wir hatten Glück, das Ballack bei einem unserer gefürchteten Freistöße die Birne an den Ball bekam und US Keeper Friedel die Pille nicht in die Hände kriegte. Der Rest war dann nur noch das reinste Zittern, bis der Schiri endlich abpfiff! |
Wir hatten auch wieder meine große Flagge dabei, hinter der sich Tokiko immer wieder versteckte. Auch die Sonnenbrille war beabsichtigte Tarnung. Sie hatte sich nämlich heimlich Urlaub genommen, denn den Urlaub im Ausland muss man schon mindestens ein paar Wochen vorher einreichen. Da ihre Aktion, mich für das Wochenende zu begleiten, recht spontan viel, hatte sie keine Zeit mehr für den Antrag und sagte somit ihren Vorgesetzten nix darüber, dass sie nach Korea zur WM gehen würde! Da sie wusste das ich ständig im Fernsehen gezeigt wurde, wollte sie nicht, das ihr Schuldirektor sie im Fernsehen erkennt!! Wie sich später herausstellte lief das auch alles glatt!! :-) |
Auch mit Dirk machte ich meinen Schnappschuß. Er war der zweite Typ aus Wolfhagen und reiste mit Sascha der deutschen Mannschaft hinterher. Er arbeitet bei den Stadtwerken und hatte dort mit dem Urlaub einreichen auch keine Probleme gehabt. Wir haben uns ganz gut verstanden und waren nach den Spielen ab und zu noch einen heben. |
Zum Schluß hieß es dann wie gewohnt 1-0 für den DFB. Und wir freuten uns schon riesig auf das Spiel am darauffolgenden Dienstag gegen Südkorea in Seoul!!! |
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Unsere ägyptische Freund Mustafa (oder wie die Ägypter sonst so heißen) kam immer erst ganz am Schluß bei den Siegesfeiern vorbei. Wir trafen in auch in Korea und dann in Yokohama wieder. Die Klampfe war aber mehr Show, als das er ordentlich drauf spielen konnte. Kann mich jedenfalls an keine wohlwollenden Klänge erinnern, mag aber meist auch an meinem fortgeschrittenen Delirium gelegen haben. |
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Die Jungs tauschten also noch kurz die Trikots und verschwanden dann wieder in der Kabine, nach dem sie sich KURZ bei uns bendankt hatten. Mensch, ihr seid im Halbfinale und wurdet von uns angefeuert, aber mehr als 10 Sekunden feiern mit den deutschen Fans ist nie drin!! Fand ich schon etwas schwach!! |
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Zum Abschluß trafen wir noch auf zwei Japaner die (wie man ja weiß) gerne so ziemlich alle Mannschaften der WM unterstützen. Uuch hier waren sie einen Kompromiss eingegangen, wobei der eine sich auf die USA spezialisiert hatte und der andere auf Deutschland. Die Bemalung war aber erste Sahne und das Bild ist wirklich gelungen!! |
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Zum Abschluß noch einmal das schöne Munsu Football Stadium bei Nacht. Am nächsten Tag war es wieder “ausverkauft”, denn am Samstag spielten die Südkoreaner gegen die Spanier und alle nicht genutzten Stadien in Korea wurden mit extra Leinwänden ausgestattet und die Koreaner trafen sich im Stadion um zusammen ihr Team anzufeuern!! Echt klasse! Als wir am nächsten Tag zurück nach Pusan fuhren, kamen wir morgens an diesem Stadion noch einmal vorbei und sahen die ersten Koreaner schon Schlange stehen!!!! Unglaublich! |
Am Strand von Pusan |
Um Euch die Verrücktheit der Koreaner für Fußball etwas näher zu bringen, gibts hier einen Einblick in die Kunst des Fußballschauens in Korea am Beispiel des Viertelfinalspiels zwischen Korea und Spanien am 22.Juni 2002 in Daegu. Tokiko und ich schauten uns das Spiel am Strand von Pusan auf einer Großbildleinwand mit knapp 25.000 (!!) Koreanern an! Absolut abgefahren...vor allem die Party nach dem Spiel!! |
Wir machten uns also am Mittag auf um nach dem Rat unserer Gastfamilie das Spiel am Strand anzuschauen. Wir nahmen den Bus und kamen nach gut einer Stunde Fahrt durch den dichten Stau in Pusan am Strand an. |
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Ganze Heerscharen von Koreanern in den allseits beliebten “Be the Reds!”-T-Shirts zogen in Richtung Leinwand. Tokiko und ich nahmen die Außenbahn und stapften direkt am Strand entlang durch das knöchelhohe Wasser. |
Innerhalb kürzester Zeit war der Strand voll von Menschen die sich über 200 Meter bis nach hinten erstreckten!! Wie am hinteren Ende überhaupt noch etwas sehen konnten ist mir rätselhaft!! |
Nach vorne zur Leinwand sah das ganze dann so aus und ich konnte mich über die Entfernung und den Blick wirklich nicht beschweren!! Außerdem setzten sich alle Fans die in der Mitte standen höflicherweise hin, so das man auch von weit hinten noch einigermaßen eine gute Sicht hatte. |
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Auf dem Wasser heitzten auch mehrere Jetski hin und her, wobei alle mit der Nationalflagge Südkoreas ausgestattet waren! Schon cool wie hier aber auch wirklich alle hinter ihrem Team stehen!!! Während der Übertragung kreuzte auch ständig ein Segelschiff auf und ab, um einen Blick auf die Leinwand werfen zu können. Der Mann am Steuer war ständig beschäftigt das Boot richtig auf Kurs zu halten, so das er einen freien Blick auf das Spiel werfen konnte! |
Ich fand die ganze Aktion absolut geil!! Es herrschte totale Gänsehautstimmung, da die Koreaner ihr Team lauthals anfeuerten! In Japan haben sie immer diese Plastik Megaphone zum durchschreien und zusammen zu klopfen um Krach zu machen. In Korea bevorzugen sie mehr die aufblasbaren, überdimensionalen Zahnstocher, welche allerdings ebenfalls eine Menge Krach machten!! |
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Nach dem ersten verwandelten Elfmeter gab es aber kaum noch ein Halten mehr und alle die Fans waren auf den Füßen!!!! Der absolute Wahnsinn sag ich Euch!!!! |
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Nach dem Spiel gab es in Pusan (so wie in allen Städten des Landes) den Ausnahmezustand, alle waren auf den Straßen und hupten und flippten total aus. Echt herrlich zum zuschauen, aber auch nicht ganz ungefährlich wie man hier sehen konnte!!! |
Bis in den späten Abend und in den Morgen hinein wurde gefeiert. Uns selbst bei unserem Gästehaus um die Ecke standen die Leute noch draußen vor einem Elektrogeschäft um ein Interview mit Gus Hiddink zu sehen! |
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Ein paar verlassene Seitenstraßen weiter wurden Tokiko und ich dann Opfer eines Attentats!! In einem Hinterhof zogen uns zwei total besoffene Koreanerinnen zu sich und ihren Leuten, die sich mitten auf der Strasse die Kanne gaben und den Sieg der Koreaner feierten. Wir mussten dann KFC Hühnchen essen, uns wurde Wassermelone aufgezwungen und ohne ein paar Becher Bier zu stürzen wollten sie uns nicht weiter ziehen lassen!!! |
War wirklich unglaublich!! Die etwas breit lächelnde Rundere der beiden konnte es dann auch nicht lassen mich immer wieder auf die Wangen zu küssen, obwohl ich mir wirklich alle Mühe gab zu entkommen!!! Nach 15 Minuten hatten wir uns dann aus dem Partywürgegriff befreit und wünschten ihnen noch nen schönen Abend, nicht ohne insgeheim etwas traurig zu sein, denn mir war klar, das für die Koreaner im Halbfinale gegen Deutschland Endstation sein dürfte. |