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Donnerstag. 10.Januar 2002

 

Da wir Deutschen hier in Japan eine Art vierteljährliches Magazin herausgeben (Das JETzt Magazin), das von den deutschen Jets auch selbst mit Beiträgen versorgt wird, ist der heutige Tagesablauf als kleiner Bericht verfasst, da er in der nächsten Ausgabe erscheinen wird. Alle Jets haben sich geeinigt, einmal einen Tag ihres Jet-Daseines zu dokumentieren (CIR,SEA,ALT) und der heutige Donnerstag wurde dafür ausgewählt. Deshalb sieht der heutige Eintrag etwas anders aus.

Ok, hier ist er also, der ultimative Tagesablauf eines deutschen 2nd Year SEA´s für Fußball.

Da ich gestern bis 21.30 Uhr „arbeiten“ musste (Ich hatte Auswahltraining mit der U-18 der Tottoripräfektur) bin ich erst recht spät gegen 2.30 Uhr in die Kiste gekommen, da ich noch geduscht, gegessen, fernsehgeschaut und im Netz gesurft habe, was sich heute morgen dann etwas gerächt hat, da ich schon um 9.15 Uhr aufstehen musste!! (Hehe, ich seh Euch schon mit den Augen rollen, „schon um 9.15 Uhr!!“) Ok, Donnerstags und Freitags bin ich bereits um 10 Uhr im Büro, von Montag bis Mittwoch fange ich um 13 Uhr an. Hähhh???...werdet Ihr jetzt sicher sagen, aber ich kann Euch beruhigen, ich komme genauso auf meine 35 Stunden wie Ihr, nur sind die bei mir eben etwas anders verteilt. Das heißt, ich bin Montag bis Mittwoch bis 19 Uhr im Büro oder am coachen, zusätzlich Mittwochs bis 21.30 Uhr und dazu noch Samstags von 10 Uhr bis 16 Uhr. Ok? Will also gar nix hören, während Ihr am Wochenende faul auf der Haut liegt!

Anyway, hab mich kurz nach dem Aufstehen frisch gemacht, Frühstück fällt bei mir eh immer aus, brauche ich nicht. Danach aus meinem Jogginganzug plus Pullover (!) geschält, indem ich zur Zeit schlafe, da einem sonst ja der Arsch wegfriert (heute morgen bin ich wieder knapp am Kälterekord vorbeigeschrammt. Es waren 11 Grad im Zimmer, Rekord liegt bei 9 Grad...ist hier irgendjemand, der das unterbieten kann!!??), und in meine Sportklamotten geschlüpft. Muss mich zum Glück nicht jeden morgen in Anzug und Krawatte zwängen.

Um 9.45 Uhr hab ich mich in meinen Nissan Cedric Grand Tourismo geschwungen und war in knapp 10 Minuten in meinem Büro in den Katakomben des Leichtathletikstadions im Sports Park von Tottori.

Um Punkt 10 Uhr durfte ich dann meine Arbeit beginnen. Der Tagesablauf sieht am Donnerstag so aus, dass ich normalerweise um 10 Uhr im Büro bin, mein Training für den Nachmittag vorbereite, und dann gegen 16 Uhr jeweils an die Schulen fahre, oder aber bei uns im Stadion oder der Halle mein Shougakko Youth Team trainiere. Dies geht dann entweder bis 17.30 Uhr oder bis 18.30 Uhr, hängt von der Schule und der Jahreszeit ab. Ich habe zwei Schulen, eine Chugakko an der ich zweimal die Woche ein Team von 10 Schülern trainiere, im Sommer von 16-18 Uhr, im Winter von 16.30-17.30 Uhr, da sie keine Halle frei haben und auch kein Flutlicht besitzen. Die andere Schule ist eine Kokko an der ich Mittwochs bin, dort sind es knapp 28 Spieler und das Training läuft von 16-18 Uhr. Dienstags und Freitags habe ich die Shougakko Kids hier bei uns im Stadion, zur Zeit sind wir aber in der Halle, wo ich im ersten Kurs 18 Jungs habe (1.-4.Klasse) und im zweiten Kurs 10 Jungen (5.-6.Klasse).

Heute war also die Nakanogo Chugakko dran. Das Wetter war morgens und nachmittags recht angenehm und sonnig.

Ab 10 Uhr habe ich dann erst einmal meinen Tagebucheintrag für gestern an meinem Laptop geschrieben, der auf meine Homepage gesetzt wird. Dann wurde mir von meiner Kollegin Moriyama-san, welche neben mir sitzt, erklärt, wo wir uns heute Abend zu unserem Shinenkai treffen und mit wem ich im Bowlingteam spiele. In meinem Büro arbeiten 12 Leute, einschließlich des Bosses und meines Supervisors Kagawa-san.

Um 10.30 Uhr bekam ich dann einen Anruf der Yabase Shougakko aus Tohaku, und zwar von der Rektorin der Schule, die mich einlud, am 29.Januar zu einer Veranstaltung zu kommen. Ich war bereits schon einmal dort zu einem International Day, bei dem ich Deutschland vorgestellt habe und auch mit den Kids in der Mittagspause Fußball spielte. Ich habe dann am Telefon mein rudimentäres Japanisch an die Frau gebracht, doch gab es da dann ein paar Verständigunsschwierigkeiten und in der Mittagspause rief dann Kim Kovacs, die dortige ALT bei mir an um den Rest zu klären.

Gegen 11 Uhr kam ein Japaner vom JTB Reisebüro vorbei und verteilte Flugblätter für eine Wochenendreise nach Okinawa. Der Vorteil dabei war, das man direkt von unserem Flughafen in Tottori nach Naha fliegen konnte. Dabei wohne ich nur knapp 15 Minuten davon entfernt, und wollte sowieso einmal nach Okinawa fliegen, da ich eine Bekannte dort habe. Die Reise war jedoch ne Pauschalsache, komplett durchgeplant für 80.000 Yen all inclusive. Werde vielleicht per Charter einmal fliegen, wir werden sehen.

In der Mittagspause ab 12 Uhr hatte ich mir wieder einmal Katsudon bestellt, welches vom Lieferservice gebracht wurde für 450 Yen. Äußerst lecker und in 10 Minuten auch schon vernichtet. Danach habe ich in der Mittagspause ab 12.15 Uhr meine E-Mails gecheckt und an Doro, Josh und Joel zurück gemailt, einerseits wegen des Karnevals in Tokyo, andererseits wegen der Party am kommenden Sonntag und Montag morgen bei mir zu hause, da ich SkyperfecTV habe und ein paar Amis und ich uns die NFL Playoffs live im Fernsehen anschauen werden.

Um 12.30 Uhr hab ich dann ausnahmsweise einmal ein Nickerchen an meinem Schreibtisch gemacht, da ich recht wenig Schlaf hatte. Normalerweise nutze ich die Mittagspause um etwas im Netz zu surfen. Mein Supervisor macht übrigens jede Mittagspause sein Nickerchen am Schreibtisch und er hat dabei eine Sitzposition, in der ich unmöglich einpennen könnte! Das scheint jahrelanges Training zu benötigen und die Japaner haben da wohl eh ein spezielles Gen, welches ihnen ermöglicht, in den undenkbarsten Haltungen einzunicken, ich meine, man schaue sich nur mal einen Zug oder ne U-Bahn von innen an, dann wisst ihr, wovon ich spreche!!

Ok, nach der Mittagspause machte ich mich um 13 Uhr daran, den ersten Teil dieses Berichtes zu schreiben, womit ich dann bis 13.40 Uhr beschäftigt war. Danach gings an die Trainingsplanung für das heutige Training mit der Nakanogo um 16.30 Uhr. Das Problem dabei ist, das man immer flexibel sein darf und für alle Eventualitäten gewappnet sein muss. Das heißt, das ich das Training auf die Anzahl der Spieler abstimmen muss, da manche Übungen einfach eine gewisse Anzahl von Spielern voraussetzt. Von gerade einmal zwei anwesenden Spielern bis den vollen 10 war schon alles dabei. So gesehen plane ich immer zwei Trainingseinheiten, eine mit mehr als 5 Spielern und eine mit weniger. Außerdem hängt es dann auch davon ab, wie lange die Trainingsdauer ist, da ich im Sommer zwei Stunden zur Verfügung habe und im Winter dagegen nur eine Stunde. Dementsprechend muss ich dann auch die Aufwärmphase, den Hauptteil und das Ausklingen zeitlich genau planen. Ok, nun aber genug vom technischen Teil, heute waren jedenfalls Angriffsformationen im 3 gegen 2 dran.

Habe die Ausarbeitung bis 15 Uhr fertig gehabt, und mich im Anschluß wieder an meine Kanjis gemacht. Benutze zur Zeit den Guide to Remembering Japanese Characters von Henshall. Erkennen kann ich bis jetzt so etwa 70 Kanji, also gerade einmal Erstklässlerniveau, bin aber am dazulernen, also nicht lachen Ihr CIR´s, auch Ihr habt mal klein angefangen (und beim Tempodribbling lasse ich Euch ganz sicher links stehen +grins+)

Um 16 Uhr machte ich mich dann auf den Weg zur Nakanogo. Kurz vor 16.30 Uhr war ich vor Ort und heute waren sogar alle Spieler anwesend, na also, wer sagt´s denn. Nach dem obligatorischen Anwesenheitscheck ging es ans Aufwärmen mit Kombinationspässen im Kreis für 10 Minuten. Danach baute ich mit Hütchen die Übung für das 3 gegen 2 auf. Ein Torwart, 2 Defensivspieler gestaffelt und zwei Angriffsspieler, sowie der Rest der Angriffsspieler an der Mittellinie, welche den Pass auf Zeichen des ersten Angreifers geben sollten. Es wurde dann immer durchgewechselt und ich habe auch öfters unterbrochen um zu erläutern und zu demonstrieren.

Gegen 17.15 Uhr wollte ich eigentlich noch ein Abschlussspiel ansetzen, doch meinten sie, das wir schon über die Zeit wären !!?? Im neuen Jahr wurde der Trainingsanfang von der Schulleitung von 16.30 Uhr auf 16 Uhr vorverlegt, doch das man den Coach dabei vielleicht auch informieren sollte, ist ihnen nicht in den Sinn gekommen!!! Tja, so habe ich sie dann noch kurz auslaufen lassen und bin zurück zu mir nach hause gefahren. Hab mich umgezogen und wurde um 17.50 Uhr von meinen Kollegen Sawada-san und Hirano-san mit dem Auto abgeholt und wir fuhren zur Bowlingbahn in Tottori, wo sich die Belegschaft traf. Wir hatten jeweils Dreier-Teams gebildet und spielten insgesamt zwei Frames. War wirklich ne lustige Runde und ich war erstaunt, was für eine gute Technik manche Kollegen hatten, ich bin ja eher ein Straight Bowler, dafür aber sehr konstant.

Wir waren so gegen 19.30 Uhr fertig und zogen weiter in ein Izakaya zur Shinenkai-Feier. Es gab Oden zum Anfang, Tempura, Sashimi, Yakitori und Salat dazu. Super lecker wie immer und zum Glück auch Nomihodai und Tabehodai, was mir als Schwaben immer sehr entgegenkommt!! Nach dem Essen wurden dann die Plätze beim Bowling vergeben und mit Preisen ausgestattet. Ich durfte dann peinlicherweise den ersten Platz abholen, da ich meinen Konkurrenten um einen Punkt geschlagen hatte. Hatte insgesamt 300 (166+134) Punkte und er kam auf 299. Hab mich dann dennoch schön verbeugt und eine Wintersportjacke und eine Damenhandtasche von Karl Lagerfeld erhalten (habt ihr Mädels da einen Bedarf dafür ?).

Um 21 Uhr wurde dann wieder abrupt abgebrochen, woran ich mich auch nicht gewöhnen kann, und ein paar von uns sind noch Karaoke singen gegangen bis 23.30 Uhr. Durfte dann wieder einiges zum besten geben und wurde gegen 24 Uhr noch netter Weise nach hause gefahren. Hatte etwas den Bären im Gesicht und bin darauf happy ins Bett gefallen. Ein netter Tag war das heute. Ich hoffe Eurer war in etwa genauso ansprechend!! Grüße aus Tottori, Der Rote Ralf.