|
Mittwoch, 6.Februar 2002 Da ich Ishiko-sensei bereits am Montag im Bird Stadium getroffen habe,
wusste ich, dass das Training heute wieder ausfallen würde. So hatte ich 5 Stunden im Büro, um etwas japanisch zu lernen und mich im Netz über Tokyo zu informieren, da ich am Wochenende ja zur Karnevalsparty fahren
werde. Am Nachmittag habe ich wieder einmal Moriyama-san angehauen, damit sie mir eine Reservierung für den Bus besorgen konnte. Tja, ich war mal wieder sehr schlau, denn ich wusste schon seit Monaten, das ich am
9.Februar nach Tokyo fahren wollte, und das es am billigsten wäre, mit dem Bus zu fahren, was immer noch 10.000 Yen (100 Euro) kosten würde für eine einfache Fahrt. Nur bin ich nicht auf die Idee gekommen, das ganze
dann schon viel früher zu machen, sondern ich hab wie immer bis zum letzten Moment gewartet. Der Bus war dann leider schon ausgebucht, da es ein langes Wochenende ist, und auch einige Studenten den Bus benutzen
um zu den Aufnahmeprüfungen der Universitäten in Tokyo zu fahren. Tja, dumm gelaufen und der ganze Spaß kostet mich jetzt noch einmal 12.000 Yen mehr, denn ich muss nun den Zug nehmen, der zwar dir gleiche Zeit
benötigt (Freitag 20 Uhr bis Samstag 7 Uhr) doch nun eben 32.000 Yen kostet für hin und zurück. Ziemlich ätzend, da ich schon wieder bei Ebbe bin und ich in Tokyo wieder an mein Citibankkonto muss!! Ich werde hier auf
keinen grünen Zweig kommen, von sparen kann keine Rede sein. Abends wäre heute wieder das Auswahltraining angesagt gewesen, doch als ich draußen am Stadion war, war alles dunkel und niemand da, am Montag hat
mir dann auch keiner bescheid gesagt. Gut, dann bin ich wieder nach hause gefahren und hab noch einen Zwischenstopp bei der Post gemacht um mein Packet von Andrea abzuholen. Habe endlich wieder neue Zigarren und auch
meine neue Webcam ist heil angekommen. Klasse! Ein paar neue Bücher und Schokolade gabs auch noch, ist immer wie Geburtstag feiern! Gegen 20 Uhr riefen Dan & Sophy an und fragten, ob ich nicht rüber kommen wollte
zum Abendessen, da sie Besuch von einem Lehrer und von Tokiko hatten. Es gab Sushi und Tokiko hatte auch noch Zutaten für Takoyaki mitgebracht, so das wir am Tisch dann kochten. Ich hab noch ein paar Bier gespendet
und wir quatschten bis kurz vor 23 Uhr. Ich wurde dann noch von Tokiko heimgefahren, die zur Zeit etwas Probleme hat, da ihre Eltern sich Sorgen machen, das ihre Tochter keinen Ehemann findet, da sie bereits 29 ist und
immer noch nicht verheiratet. Wenn eine Japanerin über 30 Jahre alt ist, will sie ein Japaner nicht mehr heiraten, da sie dann angeblich zu alt ist. So
gibt es hier in Japan sogenannte Vermittler, auch „Matchmaker“ genannt, die zwei „Übriggebliebene“ zusammenführen. Tokiko ist wirklich super nett, sieht hübsch aus und spricht auch gut englisch, was aber ihren Ex-Freund
gestört hat, denn Japaner haben ein ziemliches Problem damit, wenn Frauen ihnen teilweise überlegen sind und eben nicht nur das Mauerblümchen in der Küche spielen. Nun hat ihr Vater aber Druck gemacht,
und nächste Woche wird sie einen Mann treffen, von dem sie nur weiß, was er beruflich macht. Kein Foto, keinen Namen, nix, wird alles beim ersten Treffen enthüllt, zu dem auch noch beide Elternteile anwesend sein
werden!!! Das heißt Tokiko trifft sich zu sechst mit ihren Eltern und den Eltern des potentiellen Kandidaten und dann soll man sich näher kommen. Hmmm..meiner Meinung nach nicht die besten Voraussetzungen für ne
lockere Unterhaltung mit dem Ziel sich kennen zu lernen. Manche Traditionen hier in Japan sind schon ziemlich beschissen!! Nur ist es so, das ihre Eltern sich ebenfalls so kennen gelernt haben und es scheinbar bei
ihnen gut geklappt hat, was ich eher der Opferbereitschaft der japanischen Frau zuschreiben würde, als das dies die Regel wäre. Na ja, Tokiko ist jedenfalls ziemlich unglücklich und weiß nun eben nicht genau was sie tun
soll, denn sie möchte ihren Job als Lehrerin nicht aufgeben und auch nicht ihre Unabhängigkeit verlieren. Wir haben uns noch eine Weile im Auto unterhalten, bevor ich hoch zu mir bin und noch etwas meine Camera
ausgetestet habe. |
|